BUND Kreisverband Nordhausen

Rückblick BUND-Einsatz 182 - NSG Rüdigsdorfer Schweiz

04. März 2024

Foto: Bodo Schwarzberg  (Foto: Bodo Schwarzberg)

Der erste Artenschutz-Einsatz im neuen Jahr hatte die Mahd an den bekannten, unmittelbar benachbarten Vorkommen des Stattlichen und des Blassen Knabenkrautes (Orchis mascula und Orchis pallens) im NSG Rüdigsdorfer Schweiz zum Inhalt. 

Bereits 2008 habe ich mich um diese beiden Vorkommen bemüht: Gemeinsam mit dem 2010 verstorbenen, herausragenden Nordhäuser Botaniker und Erst-Autor der "Kyffhäuserflora", Klaus-Jörg Barthel und dem Naturfotografen Werner Mogk, beide aus Nordhausen. Damals noch mit einer simplen Gartenharke und Astscheren.

Seit ca. 2010, etwa parallel zu Forsts Extensiv-Rinderweide, nehmen die Vergrasung sowie die Entwicklung von Störzeigern wie Brombeer-Arten und N-toleranten Arten zu, so dass beide Orchideenarten heute nur noch durch die bei den BUND-Einsätzen mittels Freischneider durchgeführte "Weidepflege" erhalten werden können. Auch heute befand sich vor Einsatzbeginn stellenweise ein Dickicht aus hohen, alten Gräsern und Brombeerranken auf der Fläche. So traurig wie das im mit grün geführten Thüringen ist: Aber auch hier wird durch die Art der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung gegen die FFH-Richtlinie und ihr Verschlechterungsverbot verstoßen. Forst selbst verstößt wohl nach geltender Rechtslage einerseits gegen nichts, da er gültige Verträge hat. Aber die mit-grüne Landesregierung hat es nicht vermocht, den Widerspruch zwischen EU-Recht, Naturschutzrecht und den Ansprüchen der im Freistaat geltenden KULAP-Regeln und deren Verwaltung zu lösen.

Damit die Naturschutzregelungen eingehalten werden, oder um auf deren Nichteinhaltung aufmerksam zu machen, muss ich mich mittlerweile an Naturschutzfachbeiräte wenden - oder gar direkt an die EU-Kommission?     

Anne-Gret und ich haben heute jedenfalls im Bereich beider Vorkommen gemäht und das Mähgut abgeharkt. Obwohl wir nur zu zweit waren, haben wir alles Notwendige geschafft. 

Mein großes Kompliment für Anne-Gret! Ohne sie wäre das innerhalb von nur sechseinhalb Einsatzstunden nicht möglich gewesen. 

Das Mähgut war durch die zurückliegenden, erfreulichen Regenfälle besonders schwer.  

Wir mähten auch zahlreiche Brombeerranken ab, die, s.o., als Störzeiger gelten und bis zum Einsetzen der Rinderweide nicht oder nicht in dem Ausmaß vorhanden waren. Sie erreichen heutzutage ohne unsere Nachmahd durchaus eine solche Dichte, dass man schon viel Phantasie haben muss, um noch einen orchideenreichen Halbtrockenrasen darunter zu erkennen.

Während das Stattliche Knabenkraut nach wie vor meist jährlich reich blüht, geht das viel seltenere und stark gefährdete Blasse Knabenkraut auf der rinderbeweideten Fläche seit ca. 5 Jahren messbar zurück. Ich identifizierte beispielsweise 2022er Individuen, die zumindest 2023 nicht austrieben, was eher ungewöhnlich ist. Denn eigentlich entsteht aus der vorjährigen Orchis-Knolle im Verlaufe des Jahres die nächste, die dann im darauffolgenden Jahr auch austreibt und eventuell blüht. Das scheint, im Gegensatz zum ebenfalls von uns betreuten, großen Vorkommen der Art im NSG Alter Stolberg immer weniger zu funktionieren. Im NSG Alter Stolberg ist es am O.-pallens-WO aber flachgründiger und es haben sich trotz Rinderweide weniger N-Zeiger sowie Hochrasigkeit entwickelt - was auch auf unsere kontinuierliche Weidepflege zurückzuführen ist.

Interessanterweise gibt es in der Rüdigsdorfer Schweiz in der Nähe ein weiteres Vorkommen, in einem nicht beweideten Gehölz, das sich in den letzten Jahren deutlich vergrößert hat. Allerdings könnte dies kurioserweise auch mit eine Folge der Trockenheit ab 2018 sein, in deren Folge eine ganze Reihe höherer Bäume abstarben und so eine Auflichtung des einst recht "dunklen" Waldes die Folge war. - Orchis pallens bevorzugt lichte, krautreiche Laubwälder auf kalkreichen Böden. -

Der nächste Artenschutz-Einsatztermin steht im euch zugegangenen Plan am 3.2. an. Wer von Euch hat sich diesen Termin bereits vorgemerkt? 

Dann soll es am Jägefleck bei Rothesütte vorangehen: Ich konnte erreichen, dass mehrere Flächen am ehem. Kolonnenweg nicht mehr gemulcht wurden. Diese teilweise noch artenreichen Relikte am Grünen Band wollen wir wenigstens punktuell erhalten und abmähen, zumindest bis die Behörden und Grünen-Band-Macher sich vielleicht doch in der Lage sehen, dies selbst zu organisieren. Dafür habe ich aber meine Zweifel.

Das mit viel grünem Getöse beschlossene Nationale Narturmonument führte nämlich nicht dazu, dass der Forst oder aber die überlastete und in Artenschutzbelangen nicht immer fähige UNB irgendeine Möglichkeit sahen, dass mit staatlich organisierten Thüringer Kräften kurzfristig eine extensive Bewirtschaftung am Jägerfleck erfolgen kann. - Ich war dazu ja bei einer Begehung vor Ort.

Der Einsatz könnte u.U, und in Abhängigkeit vom Wetter auch um eine Woche verschoben werden. Daher meine Frage danach, wer sich den 3.2. vorgemerkt hat.

Anbei ein Fotos vom Einsatz 182 (vorher/nachher, Verfilzung, Seidelbast). U.a. sahen wir bemerkenswerterweise bereits mehrere Seidelbast (Daphne mezereum) mit den ersten geöffneten Blüten. An einem 27. Januar! Noch vor Winterling (Eranthis hyemalis) und Schneeglöckchen (Galanthus nivalis).

Vermutlich war der Januar 2024 insgesamt wiedermal zu warm. Auf jedenfall ist dies kein gutes Zeichen.

Bodo Schwarzberg 

BUND KV Nordhausen

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